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Kolumbien

Schicksalstag für Kolumbien

von Ricardo Cárdenas

17.6.2022


Am 19 Juni wird über Kolumbiens Schicksal entschieden. An diesem Tag findet die Stichwahl zwischen dem Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro, der, zusammen mit  Francia Márques, das breite Linksbündnis „Pacto Histórico“ angeführt und dem Rechtsspopulisten und Hitlerverehrer Rodolfo Hernández statt. Auslandskolumbianer*innen dürfen schon ab dem 13. Juni in den Konsulaten Kolumbiens ihre Stimme abgeben, da es in Kolumbien keine Briefwahl gibt.

Was steht auf dem Spiel? An erster Stelle: Der Frieden. Am 24. November 2016 wurde der Friedensvertrag zwischen den FARC-Rebellen und dem kolumbianischen Staat unterschrieben. Damit sollte in Kolumbien nach 60 Jahren Bürgerkrieg endlich Frieden herrschen. Die Rechte wollte diesen Frieden nicht, da der Friedensvertrag unter anderem auch die Rückgabe der von Großgrundbesitzern, Paramilitärs und Drogenhändlern geraubten Ländereien an die Bauern vorsah. Deshalb war der rechte Kandidat Hernández selbstverständlich gegen das Friedensabkommen. Die gegenwärtige Regierung hatte sich zum Ziel gesetzt, dieses Abkommen zu zerreißen. Es hat nicht viel gefehlt und sie hätten es erreicht. Davon können Hunderte von ermordeten Öko- und Friedensaktivisten ein Zeugnis ablegen.

Hernández startete seine Kampagne als angeblicher Kämpfer gegen die Korruption. Dabei „vergaß“ er, dass die Staatsanwaltschaft in zahlreichen Fällen gegen ihn ermittelt. Ihm und seinem Sohn wird unter anderem die Veruntreuung von etwa 142 Mio. EUR während seiner Zeit als Bürgermeister der Stadt Bucaramanga vorgeworfen.

Während das linke Kandidaten-Duo Gustavo Petro und Francia Márques auf den Umweltschutz setzen, möchte Hernández lieber das umweltschädliche Fracking und die Bekämpfung der Koka-Felder mit Glyphosat fördern - Bayer lässt grüßen.

Heute werden in Kolumbien Hernández‘ Äußerungen wie, „die Frauen gehören ins Haus. Sie sollen die Hausarbeiten verrichten und sich nicht in die Politik einmischen“ oder „die Migrantinnen aus Venezuela sind nur Gebärmaschinen“ heftig diskutiert. Sie zeigen den wahren Charakter des rechtspopulistischen Kandidaten Hernández und erklären auch, warum er, zum Beispiel, den Nazi-Führer Adolf Hitler verehrt.

Der Hitler-Versteher will auch das Bildungswesen weiter privatisieren. Gewinnt er die Wahl, muss in der Zukunft gute Bildung teuer gekauft werden. Der Pacto Histórico, dagegen, befürwortet eine kostenlose, hochwertige öffentliche Bildung, von der Vorschule bis zur Universität. Auch das Gesundheitssystem soll zurück in die öffentliche Hand, sagen die linken Kandidat*innen. Nach dem Willen des Pacto Histórico sollen die Reichen endlich anfangen Steuern zu zahlen. Denn Kolumbien ist mit einem Gini-Koeffizienten von 50,8, nach Brasilien, das Land mit der größten Einkommensgefälle in Südamerika.

Die Linke hat das Land bisher nie regiert. Dennoch wird sie für alle Probleme des Landes verantwortlich gemacht. Am 19. Juni wird also entschieden, ob Kolumbien weiterhin von den konservativsten und korruptesten Kräften Lateinamerikas regiert wird, oder ob ein Politikwechsel stattfindet, der zu einer Gesellschaft führt, die Frieden und soziale Gerechtigkeit verdient.

Auch Deutschland trägt eine große Verantwortung gegenüber Kolumbien. Denn es spielt eine Rolle an den schlechten Lebensbedingungen des kolumbianischen Volkes. Deutschland importiert Kohle aus Kolumbien und das ist ein blutiges Geschäft. Die damit verbundenen Umweltdelikte und Menschenrechtsverletzungen sind immens. Flüsse und Menschen verschwinden, um dieses Geschäft zu garantieren. Bundeskanzler Scholz war so „freundlich“, um eine Erhöhung der Steinkohle-Förderung und des Exports nach Deutschland durchzusetzen, mit dem jetzigen Präsidenten zu telefonieren. Der Ukrainekrieg macht es möglich...

Wie die afrokolumbianische Kandidatin und Umweltschützerin Francia Márquez, sagt: Kolumbien braucht Veränderung, damit das Leben der Kolumbianerinnen und Kolumbianer lebenswert wird!


 


 

Wichtiger Hinweis: Namentlich gezeichnete Beiträge geben die persönliche Meinung der Autorin bzw. des Autoren wieder.